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Wenn Retter in Not geraten

Prävention von und Umgang mit Übergriffen auf Einsatzkräfte

Gewalt gegen Rettungskräfte
Foto: Christian Heinz

Über 1.000 Übergriffe während eines Rettungs- oder Löscheinsatzes zählte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), Spitzenverband der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, in den vergangenen fünf Jahren. Die Vorfälle reichten von vehementem Ignorieren oder Abwehren notwendiger Maßnahmen über Beschimpfungen und Bedrohungen bis hin zu Schlägen seitens der Hilfsbedürftigen oder Umstehenden. „Wir beobachten, dass unseren Einsatzkräften in letzter Zeit immer weniger Respekt entgegengebracht wird“, berichtet auch Lars Oschmann, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV). Nun gibt es eine neue Informationsbroschüre, die zeigt, wie Feuerwehren und Rettungsdienste mit verbalen oder tätlichen Angriffen umgehen können. Die neue Publikation trägt den Titel „Prävention von und Umgang mit Übergriffen auf Einsatzkräfte der Rettungsdienste und der Feuerwehr“ (DGUV Information 205-027). Darin finden Leitungs- und Führungskräfte wichtige Tipps zur Planung, Organisation und Nachbereitung von Rettungs- oder Löscheinsätzen, so dass Konfliktsituationen erst gar nicht entstehen, nicht eskalieren oder die Folgen gering bleiben. Erarbeitet wurde die Publikation vom DGUV Fachbereich „Feuerwehren, Hilfeleistungen und Brandschutz“, gemeinsam mit dem Deutschen Feuerwehrverband sowie mit weiteren Hilfeleistungsorganisationen, die Rettungsdienste betreiben.

Auch verbale Attacken sind Übergriffe und meldepflichtig „Mit der Information geben wir Verantwortlichen nicht nur wichtige Hinweise und Empfehlungen zum Umgang mit Übergriffen zur Hand“, sagt Tim Pelzl, Leiter des Fachbereichs „Feuerwehren, Hilfeleistungen und Brandschutz“ der DGUV. „Wir wollen das Berufsfeld auch besser für diese Thematik sensibilisieren und Betroffenen die Hemmschwelle nehmen, besondere Vorfälle auch zu melden.“ Nur wenige Einsatzkräfte wissen, dass schon verbale Übergriffe zu psychischen Belastungen führen können und gemeldet werden sollten. Andere wiederum scheuen den Arbeitsaufwand einer Meldung an die Unfallversicherung oder Staatsanwaltschaft. Aus diesem Grund liegt die tatsächliche Zahl der Angriffe auf Rettungsdienste und Feuerwehren auch höher, als die Statistiken vermuten lassen. Ein mehrseitiges Musterformular im Anhang der DGUV Information erleichtert die Erfassung von Übergriffen.

Praktische Tipps zur Prävention und Deeskalation Die DGUV Information zeigt zudem auf, warum in Rettungssituationen Konflikte entstehen und wie Gefahrensituationen bewertet und reduziert werden können. Verantwortliche erhalten praktische Tipps zur professionellen Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Einsätzen: So sollten Einsatzkräfte nicht nur die Hilfsbedürftigen, sondern auch deren Umfeld gut im Auge behalten, um Aggressionspotenzial rechtzeitig zu erkennen. Zudem sollten die Retter das eigene Handeln immer wieder verständlich erklären, um Missverständnisse zu vermeiden und bei Gefahr Unterstützung holen.

Interessierte können die Broschüre „Prävention von und Umgang mit Übergriffen auf Einsatzkräfte der Rettungsdienste und der Feuerwehr“ (DGUV Information 205- 027) in der DGUV Publikationsdatenbank (publikationen.dguv.de) kostenfrei herunterladen. Zudem liegt die Broschüre auch als gedrucktes Exemplar vor und kann dann bei der jeweilig zuständigen Feuerwehr-Unfallkasse bestellt werden.