Statistik
Unfallzahlen der Feuerwehr-Unfallkassen für das Jahr 2017 liegen vor
Wie die detaillierte Untersuchung von Unfällen im Feuerwehrdienst gehört auch die Analyse von Unfallzahlen und -statistiken zur präventiven Arbeit der Feuerwehr-Unfallkassen. In diesem Beitrag werden die Unfallzahlen sowie die Verteilung der Körperschäden nach versicherten Tätigkeiten betrachtet.
Unfälle sind Spitze des Eisbergs
Das was von einem Eisberg aus dem Wasser schaut, sind im übertragenen Sinne die von uns hier dargestellten Unfälle. Der weitaus größere Teil, der sich unter der Wasseroberfläche befindet, sind Beinahe-Unfälle oder gefährliche Situationen, bei denen etwas gerade noch einmal gut gegangen ist. Daher ist das Ermitteln von Gefährdungen, deren Beurteilung sowie das Einleiten von wirksamen Schutzmaßnahmen besonders wichtig. Dies gilt für Einsätze, Übungen, Arbeits- und Werkstättendienste, dienstliche Veranstaltungen und beim Dienstsport gleichermaßen. Wobei dies leider nicht gelungen ist, zeigen die nachfolgend dargestellten Unfallzahlen der drei Feuerwehr- Unfallkassen aus insgesamt sechs Bundesländern.
Die Feuerwehr-Unfallkassen HFUK Nord, FUK Mitte sowie die FUK Brandenburg haben sich auf eine einheitliche Aufschlüsselung und Betrachtung des Unfallgeschehens nach Tätigkeitsfeldern im Feuerwehrdienst geeinigt, so dass auch ein Vergleich zwischen den Feuerwehr-Unfallkassen sowie eine Gesamtbetrachtung aller Unfälle möglich sind. Anhand der Analyse lassen sich Unfallschwerpunkte identifizieren und Handlungsfelder für präventive Ansätze ableiten.
- Brandbekämpfung
- Technische Hilfeleistung
- Abwehr sonstiger Gefahren
- Übungs- und Schulungsdienst
- Dienstsport
- Dienstliche Veranstaltungen
- Arbeits- und Werkstättendienst
- Sonstiges
HFUK Nord: Unfallzahlen leicht gesunken
Der HFUK Nord wurden im vergangenen Jahr 2.324 Unfälle gemeldet, von denen letztendlich insgesamt 1.609 Fälle in der Zuständigkeit der HFUK Nord lagen. Erfreulich ist die Tendenz, dass die Unfallzahlen beim Dienst in den Freiwilligen Feuerwehren leicht zurückgegangen sind: Dies betrifft hauptsächlich den Übungs- und Schulungsdienst (-88 Unfälle; -4%) und den Brandeinsatz (-41 Unfälle; -2%). Eine deutliche Zunahme war in den Bereichen der Abwehr sonstiger Gefahren (+61 Unfälle; +4%) und der Technischen Hilfeleistung (+19 Unfälle; +1%) zu erkennen. Die häufigen Einsätze der Wehren nach Unwettern, die der Abwehr sonstiger Gefahren und zum Teil der Technischen Hilfe zugerechnet werden, hatten hier einen wesentlichen Anteil. Im Vergleich zum Vorjahr waren jedoch in der Gesamtbetrachtung in den Freiwilligen Feuerwehren 88 Unfälle (-5%) weniger zu verzeichnen.
Die Tätigkeiten im Feuerwehrdienst werden wie folgt aufgeteilt:
Die höchsten Kosten pro Unfall sind bei der Technischen Hilfeleistung mit 1.287 Euro je Fall zu verbuchen gewesen. Bei der Abwehr sonstiger Gefahren hingegen sind die Kosten pro Unfall auf 582 Euro deutlich gesunken, im Jahr 2016 lagen die Kosten pro Fall noch bei 1.247 Euro. So kann sich das von einem zum anderen Jahr ändern, denn die Schwere der Verletzung kann je nach Unfallverlauf sehr unterschiedlich ausfallen. Der schwerste Unfall im Jahr 2017 ereignete sich beim Aufbau für ein Fest, wobei ein Feuerwehrangehöriger aus 2,5 Metern Höhe von einer Leiter fiel, als er eine Giebelplane eines großen Festzeltes einziehen wollte. Diagnose: Fraktur der Lendenwirbel. Ein tödlicher Unfall war im Geschäftsgebiet der HFUK Nord im Jahr 2017 glücklicherweise nicht zu verzeichnen.
FUK Mitte: Drei Massenunfälle bei Einsätzen
Im Geschäftsgebiet der Feuerwehr- Unfallkasse Mitte wurden im vergangenen Jahr 1.530 Unfälle gemeldet. Das bedeutet einen Anstieg zum Vorjahr von 22 Unfällen. 1.104 lagen in der Zuständigkeit der FUK Mitte und wurden als Arbeitsunfälle anerkannt, 35 Fälle mehr als 2016. 426 Unfälle wurden an andere Versicherungsträger weitergeleitet, weil z.B. die Zuständigkeit der Feuerwehr- Unfallkasse Mitte nicht gegeben war oder Fälle nicht als Arbeitsunfall anerkannt werden konnten.
Unfallschwerpunkte waren auch im Jahr 2017 der eigentliche Einsatzdienst (Brandbekämpfung, Technische Hilfeleistung , Abwehr sonstiger Gefahren) mit 41,3% (Anstieg um 4,6%), der Übungsdienst mit 27,1% (Rückgang um 1,7%) und die feuerwehrdienstlichen Veranstaltungen mit 17,8% (Rückgang um 3,0%). Es gab im Geschäftsgebiet der FUK Mitte glücklicherweise keinen Unfall mit tödlichem Ausgang oder mit schwersten Verletzungen.
Es wurden drei Massenunfälle gemeldet, einer mit 8 Betroffenen, einer mit 54 Betroffenen und einer mit 28 Betroffenen. Es handelte sich überwiegend um vorsorgliche Meldungen, bei denen in zwei Fällen bei Bränden schädliche Stoffe freigesetzt wurden. Bei einem Ereignis mussten Pferde aus einer mit Gülle gefüllten Grube gerettet werden, wobei Gase freigesetzt wurden. Auch hier wurden teilweise vorsorlich Untersuchungen durchgeführt, alle beteiligten Kameradinnen und Kameraden wurden erfasst, falls spätere Gesundheitsschädigungen auftreten.
FUK Brandenburg: Tödliche Unfälle zu beklagen
Im Jahr 2017 ereigneten sich in Brandenburg im Bereich der Feuerwehren 1.004 Unfälle. Leider waren auch tödliche Unfälle zu beklagen: Zwei Feuerwehrangehörige wurden tödlich verletzt, als ein LKW-Fahrer auf der Autobahn eine gesicherte Unfallstelle übersah und ein Feuerwehrauto rammte, in welches die beiden Kameraden gerade ihre Einsatztechnik von einem zuvor abgearbeiteten Unfall wieder verladen wollten. Das Feuerwehrauto kippte um und erschlug beide Feuerwehrleute. In einem weiteren Fall ist ein Kamerad beim Feuerwehrwettkampf wegen Herzversagen verstorben.
Ansonsten sind die Unfallhäufigkeiten bei den Feuerwehren in Brandenburg im Jahr 2017 bis auf die Unfälle im Bereich Abwehr sonstiger Gefahren wieder ähnlich verteilt wie in den Vorjahren. Bei den witterungsbedingten Einsätzen hat es im Vergleich zum Vorjahr 143 Unfälle mehr gegeben. Weitere Unfallschwerpunkte waren der Übungs- und Schulungsdienst, gefolgt von der Brandbekämpfung. Wegen der großen Häufung der Unfälle im Übungs- und Schulungsdienst wurde von den Feuerwehr-Unfallkassen das Medienpaket „Sicherer Übungs- und Schulungsdienst“ herausgegeben, das Hinweise zur sicheren Planung und Durchführung des Übungs- und Schulungsdienstes gibt. Auch wenn die klassischen „Gefahren der Einsatzstelle“ bei Übungen vielfach nicht zu erwarten sind, müssen die Feuerwehrangehörigen für eine erhöhte Aufmerksamkeit zur Unfallverhütung sensibilisiert werden.