Unfallzahlen 2020
Corona ordnet die Statistik neu …
Während es wie in den vergangenen Jahren wieder einen heißen Sommer gab, kam in 2020 die Corona-Pandemie dazu. Übungs- und Schulungsdienste, der Dienstsport und die dienstlichen Veranstaltungen wurden massiv heruntergefahren bzw. zeitweise ausgesetzt. Diese Tätigkeitsbereiche machten bisher ca. die Hälfte aller gemeldeten Unfälle in allen drei Feuerwehr-Unfallkassen in den letzten Jahren aus. Wie viele Unfälle gab es 2020 in den Geschäftsgebieten der FUK Mitte, HFUK Nord und FUK Brandenburg im Vergleich zu den Vorjahren? Bei welchen Tätigkeiten lagen jetzt die Unfallschwerpunkte?
Eines muss man der nachfolgenden Darstellung des Unfallgeschehens bei den einzelnen Feuerwehr-Unfallkassen vorwegnehmen: Durch die Corona-Pandemie kam es in den Feuerwehren zu erheblichen Einschränkungen des Dienstbetriebes. Vorrang hatte allerorten die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft. Nicht nur die Ausbildungsdienste der Einsatzabteilungen fielen reihenweise Schuaus, auch das gesamte Feuerwehrleben inklusive der Nachwuchsarbeit in den Jugend- und Kinderfeuerwehren kam nahezu zum Erliegen. Dies betrifft auch die Veranstaltungen zur Kameradschaftspflege und Öffentlichkeitsarbeit.
Wenn wenig stattfinden kann und darf, sinken die Zeitanteile, in denen die Feuerwehrangehörigen im Dienst verunglücken können. Das bedeutet, dass die Darstellung, die in diesem Beitrag die Unfallzahlen des vergangenen Jahres abbildet, jedoch nicht repräsentativ für das Unfallgeschehen ist, welches üblicherweise unter „normalen Bedingungen“ in den Feuerwehren stattfindet. Eine ähnliche Entwicklung ist auch für das Jahr 2021 zu erwar ten, wenn im ersten Halbjahr 2022 die Zahlen für das Vorjahr betrachtet und ausgewertet werden.
FUK Mitte: Deutlich weniger Unfälle, jedoch mehr Ereignisse bei Technischen Hilfeleistungen
Die Unfallstatistiken der Feuerwehr-Unfallkasse Mitte wiesen in den vergangenen Jahren meist ein wiederkehrendes Muster auf. Unfallschwerpunkte waren unter anderem der Übungs- und Schulungsdienst sowie die Feuerwehrdienstlichen Veranstaltungen, zu denen Zeltlager, Jahreshauptversammlungen und Tage der offenen Tür gehören.
Doch die Statistik von 2020 zeigt diesmal ein ganz anderes Bild, angefangen bei der Gesamtzahl der gemeldeten Versicherungsfälle. Diese liegt bei der Feuerwehr-Unfallkasse Mitte im Jahr 2020 lediglich bei 925. Davon lagen 617 Unfälle in der Zuständigkeit der Feuerwehr-Unfallkasse Mitte und wurden als Arbeitsunfall anerkannt. Das sind 575 Unfälle weniger als im Jahr zuvor. Dies bedeutet ein Minus um 48 Prozent. Da der Übungs- und Schulungsdienst pandemiebedingt zeitweise ausgesetzt wurde, hat sich dies auch in den Unfallzahlen bemerkbar gemacht. Diese sind in dem Bereich um mehr als die Hälfte gesunken.
Ebenso war bei Feuerwehrdienstlichen Veranstaltungen kaum Unfallgeschehen zu verzeichnen. Grund dafür ist natürlich auch die Pandemielage, die die Durchführung von Zeltlagern und anderen Veranstaltungen nicht bzw. kaum möglich machte.
Der Unfallschwerpunkt lag im Jahr 2020 im Geschäftsgebiet der Feuerwehr-Unfallkasse Mitte im Einsatzdienst. Im Zusammenhang mit Brandbekämpfung ereigneten sich 227 Unfälle (37 %), 142 Unfälle (23 %) bei der Technischen Hilfe und 35 Unfälle (6 %) im Zusammenhang mit der Abwehr sonstiger Gefahren. Gerade im Bereich der Technischen Hilfeleistung haben die Unfallzahlen mit 142 Unfällen (23 %) im Vergleich zum Vorjahr mit 96 Unfällen (8 %) stark zugenommen. Dagegen sind die Unfallzahlen bei der Brandbekämpfung wieder deutlich zurückgegangen.
Schwere oder tödliche Unfälle waren 2020 zum Glück nicht zu verzeichnen.
Der häufigste Verletzungsgrund ist allerdings gleichgeblieben. Wie in den vergangenen Jahren auch, haben Unfälle durch Stolpern, Ausrutschen und Umknicken den höchsten Anteil am Gesamtunfallgeschehen.
HFUK Nord: Unfallgeschehen ist zurückgegangen, gestiegene Kosten bei Einsatzunfällen
Erwartungsgemäß sind auch im Geschäftsgebiet der Hanseatischen Feuerwehr-Unfallkasse Nord die Unfallzahlen in den Feuerwehren wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie deutlich gesunken. Gemeldet wurden 1.412 Fälle und damit 968 Fälle weniger als im Jahr 2019. Zuständig war die HFUK Nord für 780 Unfälle (Vorjahr: 1.608). Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 828 Unfälle weniger und damit ist die Anzahl um über die Hälfte gesunken. Glücklicherweise war auch im Jahr 2020 kein Todesfall zu verzeichnen.
Mit 418 Unfällen im Rahmen von Einsätzen sind die Unfallzahlen um 34 Unfälle (-7,5 %) ebenso leicht zurückgegangen. Während die Zahl der Unfälle bei der Technischen Hilfeleistung nahezu konstant blieb (2 Unfälle weniger), sind die Unfallzahlen bei der Brandbekämpfung (19 Unfälle weniger) und bei der Abwehr sonstiger Gefahren (13 Unfälle weniger) im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Beim Übungs- und Schulungsdienst waren 66% (-367 Unfälle), beim Dienstsport 63 % (-120 Unfälle) und bei dienstlichen Veranstaltungen sogar fast 91 % (-305 Unfälle) weniger zu verzeichnen.
Wenn man die Kosten für Heilbehandlung und Entschädigung betrachtet, waren die Einsatzdienste erwartungsgemäß überproportional zu den Unfallzahlen stark vertreten. Besonders gilt dies im Zusammenhang mit der Brandbekämpfung und der Technischen Hilfeleistung, während die Abwehr sonstiger Gefahren hinsichtlich der Kosten nur eine untergeordnete Rolle spielte.
Rechnet man die momentanen Kosten für Unfälle im Rahmen der Brandbekämpfung und der Technischen Hilfeleistung (Einsatzunfälle) zusammen, ergeben sich fast 10 % höhere Kosten (+48.000 €) und das trotz der um 5% (-21 Unfälle) gesunkenen Anzahl der Unfälle. Die größten Kosten verursachten hier bisher die Unfälle durch Umknicken, Stolpern und Ausrutschen sowie Verkehrsunfälle, bei denen Feuerwehranghörige bei der Anfahrt zum Feuerwehrhaus oder mit dem Feuerwehrfahrzeug zum Einsatzort unterwegs waren. Auch Unfälle durch das Verfehlen von Trittstufen an Feuerwehrfahrzeugen und das Abrutschen beim Aufsitzen sind hinsichtlich der Kosten auffällig gewesen.
Allerdings können genauere Aussagen erst später getroffen werden, wenn die Kosten für jeden Unfall vollständig bekannt sind bzw. mit den Kostenträgern abgerechnet wurden. Bei langwierigen Verletzungen kann dies mehrere Monate und im Einzelfall auch Jahre dauern.
FUK Brandenburg: 27 % weniger Unfälle, leichte Zunahme bei der Brandbekämpfung
Die Corona-Pandemie hat auch die Unfallzahlen der Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg im Jahr 2020 deutlich beeinflusst. Im Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg ereigneten sich 680 Unfälle (im Jahr zuvor waren es 936). Dies sind 256 Unfälle (27 %) weniger als im Vorjahr. Die Zahl der schweren Unfälle ist im Vergleich zum Vorjahr mit 3,4 % leicht zurückgegangen. Tödliche Unfälle waren nicht zu verzeichnen.
Die Unfälle im Zusammenhang mit den Tätigkeiten bei der Brandbekämpfung sind leicht gestiegen, bei der Technischen Hilfeleistung hingegen haben sie sich bezogen auf die Gesamtzahl der Schadensereignisse verringert. Die Hälfte aller Unfälle 2020 ereignete sich bei beiden oben genannten Tätigkeiten.
Durch die pandemiebedingte Aussetzung des Übungs- und Schulungsdienstes ist die Zahl der Unfälle in diesem Bereich stark zurückgegangen (-7 %). Dies gilt ebenso für den Dienstsport und den Bereich dienstlicher Veranstaltungen.
Umso wichtiger ist es, auf die Bedeutung der Gefährdungsbeurteilung und die sich daraus ergebenden Maßnahmen wie z.B. Unterweisungen, Prüfung von Ausrüstungen, Geräten und persönlicher Schutzausrüstung hinzuweisen, damit die Anzahl der Unfälle mit den Lockerungsmaßnahmen nicht aus diesem Grund steigt.