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Reha nach einem Unfall

Zurück ins Leben – mit allen geeigneten Mitteln

Mundschutz
Bild: Gabriela Kirstein / HFUK Nord

„Die wichtigste Aufgabe in der gesetzlichen Unfallversicherung ist und bleibt die Prävention, um Unfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden." Aber nicht immer gelingt dies. In diesem Heft schildern wir Beispiele, wie verunfallte Feuerwehrangehörige dank einer gelungenen Rehabilitation ihren Weg zurück ins Leben gefunden haben.

Gesetzliche Aufgabe der Feuerwehr-Unfallkassen gemäß Sozialgesetzbuch 7 ist es, nach dem Eintritt von Arbeitsunfällen die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit mit allen geeigneten Mitteln wiederherzustellen.

Wird ein Arbeitsunfall im Betrieb der Feuerwehr angezeigt, werden die Feuerwehr-Unfallkassen sofort tätig, weil sie für die Steuerung des Heilverfahrens zuständig sind. Dazu gehört es, die stationäre und ambulante Behandlung so auszurichten, dass der größtmögliche Heilerfolg erreicht wird. Wenn die Heilkunst an ihre Grenzen stößt, verbleibt ein mehr oder weniger großer gesundheitlicher Schaden. Dieser kann vorübergehend oder dauerhaft sein. In vielen Fällen können die betroffenen Feuerwehrangehörigen ihre berufliche Tätigkeit nicht mehr ausüben. In solchen Fällen greift die berufliche Rehabilitation. In einigen Fällen müssen daneben auch noch Leistungen zur sozialen Rehabilitation erbracht werden.

Auch bei Angehörigen der Kinder- und Jugendfeuerwehren greifen die Rehabilitationsmaßnahmen. Hier setzen zusätzlich Nachhilfe und Berufswegeplanung an.

Medizinische Rehabilitation
  • Erste Hilfe
  • Unfallrettung, Erstversorgung
  • Ambulante und stationäre Behandlung
  • Häusliche Krankenpflege
  • Ambulante und stationäre medizinische Rehabilitation
  • Heil- und Hilfsmittel
Berufliche Rehabilitation
  • Schulische Maßnahmen
  • Berufswegeplanungen für Kinder, Schülerinnen und Schüler
  • Maßnahmen, um einen Ausbildungsplatz zu erlangen oder um einen vorhandenen Arbeitsplatz zu sichern
  • Berufliche Anpassung, Fortbildung, Ausbildung, Umschulung
Soziale Rehabilitation
  • Wohnungshilfe
  • Kraftfahrzeughilfe und Mobilitätshilfe
  • Sozialpädagogische und psychosoziale Beratung/Betreuung
  • Haushaltshilfe
  • Rehabilitationssport
  • Erholungsaufenthalte

Mit all diesen Maßnahmen soll erreicht werden, dass Feuerwehrangehörige nach einem Arbeitsunfall ihr altes Leben soweit wie möglich fortführen können. Alles, was nach einem Unfall nicht mehr so wie früher ist, soll kompensiert werden. Feuerwehrangehörige, die einen schweren Unfall erlitten haben, schildern nachfolgend, wie diese Maßnahmen bei den Feuerwehr-Unfallkassen FUK Brandenburg, HFUK Nord und FUK Mitte umgesetzt wurden.

Feuerwehr-Unfall mit 21 Jahren

Holger Lehmann | 43 Jahre, Wehrführer, FF Bad Kleinen, Mecklenburg-Vorpommern

„Wir waren zu viert auf einer Fahrt zum Lehrgang. In einer scharfen Kurve kam ein LKW frontal auf uns zu. Das war das letzte, was ich sah.“ Soweit schildert Holger Lehmann seine Erinnerungen an den Unfall selbst. Alle Fahrzeuginsassen erlitten teilweise erhebliche Verletzungen. „Als Beifahrer traf es mich am schlimmsten. Ich hatte gefühlt kaum noch einen heilen Knochen in meinem Körper“, führt der Wehrführer der FF Bad Kleinen aus. Diagnostiziert wurden eine Unterarm- und eine Sprunggelenksfraktur sowie eine Beckentrümmerfraktur und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Auch die Milz musste entfernt werden.

Bild: Gabriela Kirstein / HFUK Nord

Dass er aus dem Feuerwehrfahrzeug mit Schere und Spreizer befreit werden musste und zur Notversorgung in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht wurde, bekam er nicht mehr mit. „Das erstes Mal erlangte ich das Bewusstsein einen Tag nach dem Unfall in einem Hubschrauber, als ich in das Unfallkrankenhaus nach Hamburg gebracht wurde.“

Zu Hause im Krankenhaus

„Das Unfallkrankenhaus Hamburg wurde für die nächsten 23 Wochen mein neues Zuhause“, erzählt Lehmann. Zu den schweren körperlichen Verletzungen kamen auch noch andere Sorgen. Grund dafür war, dass die Ärzte nicht sagen konnten, ob er je wieder wird gehen können. Die Aussicht, für immer im Rollstuhl zu sitzen, war für den damals 20-jährigen, sportlich sehr aktiven jungen Mann, kaum vorstellbar und nicht einfach zu verkraften. Deshalb erhielt er in seinem Krankenzimmer regelmäßig Besuch von einem Psychologen, mit dem er zunächst gar nicht sprechen wollte. Holger Lehmann beschreibt die erste Kontaktaufnahme so: „Der Psychologe kam an mein Bett und legte mir eine Zeitung so hin, dass ich darin lesen sollte. Ich war völlig in mich gekehrt und hatte kein Interesse zu lesen. Nach einiger Zeit kam er wieder und blätterte die Zeitung um.“ So wurde das Eis gebrochen und der Psychologe konnte ihn langsam aufbauen. Als dann die Hoffnung wuchs, wieder gehen zu können, wurde es immer besser. Bei späteren Spaziergängen über die Krankenhausflure und Begegnungen mit Rollstuhlfahrern wurde ihm klar, welches Glück er hatte.

Die Behandlung im Unfallkrankenhaus empfand Holger Lehmann als sehr professionell. Das Zusammenspiel aller Fachabteilungen hat bestens geklappt. „Alle waren stets über meinen aktuellen Genesungszustand und den weiteren Behandlungsplan im Bilde. Das hat mir viel Vertrauen gegeben“, schildert er. Auf kleinste Störungen im Heilverfahren konnte sofort reagiert werden.

Die Reha war wichtig

Kurze Zeit nach seinem stationären Aufenthalt im BG-Krankenhaus Hamburg schloss sich eine neunwöchige Reha-Maßnahme an, die wohnortnah durchgeführt werden konnte. Alles in allem war es eine lange Zeit intensiver Behandlungen, die sich am Ende aber ausgezahlt haben. Ein Gesundheitszustand wie vor dem Unfall konnte nicht ganz erreicht werden. „Wenn ich mir meine schweren Verletzungen vor Augen führe, kann ich mit meinem jetzigen gesundheitlichen Zustand sehr zufrieden sein. Ich bin froh, dass ich heute kaum noch Schmerzen habe. Eine Fußhebeschwäche bereitet mir aktuell noch die größten Sorgen“, resümiert Lehmann. Diese wurde gerade mit einer Karbonschiene versorgt. Auch eine gewisse Wetterfühligkeit an den Frakturstellen und an den Narben macht sich noch bemerkbar.

Die Feuerwehr-Unfallkasse war schon am Krankenbett dabei

Schon während des Krankenhausaufenthaltes wurde Bekanntschaft mit der gesetzlichen Unfallversicherung gemacht. Es galt sicherzustellen, dass im häuslichen und beruflichen Umfeld alles vorbereitet ist, so dass es nach der medizinischen Reha gleich weitergehen konnte. Die Mitarbeiter der zuständigen HFUK Nord kümmerten sich von Anfang an intensiv. „Zum Zeitpunkt des Unfalles hatte ich noch das letzte Jahr meiner 3½-jährigen Ausbildung zum Heizungs- und Lüftungsbauer zu absolvieren. Das wollte ich unbedingt zu Ende bringen, weil ich diesen Abschluss in der Tasche haben wollte“, macht Holger Lehmann deutlich. Schnell stand nach dem Unfall jedoch fest, dass ein Arbeiten in diesem Beruf nicht mehr möglich sein wird. Die Ausbildung wurde dennoch abgeschlossen. Die FUK organisierte die Aufnahme im Berufsförderungswerk Hamburg, um herauszufinden, welche Umschulungsmaßnahme geeignet wäre. „Meine erste Wahl fiel auf eine Tätigkeit als Leitstellendisponent. Dieser Traum platzte bald, weil ich dazu für ein halbes Jahr als Rettungssanitäter ausgebildet werden musste. Das war mit meinen Verletzungsfolgen nicht möglich. Dann kam der Vorschlag, eine Verwaltungsausbildung zu machen. Ein Schreibtischjob kam für mich jedoch nicht in Frage“, berichtet Lehmann. Schließlich ließ er sich dann doch noch überzeugen. Heute ist er Leiter des Amtsbauhofes und hat damit wieder eine Verbindung zum Handwerk, seinem ursprünglichen Berufswunsch.

Feuerwehrdienst nach den Verletzungen?

Die freiwillige Feuerwehr ist nach wie vor ein Bestandteil seines Lebens. Bei den schweren Verletzungen, die Holger Lehmann erlitten hat, ist es kaum vorstellbar, dass er nicht nur Wehrführer, sondern auch Atemschutzgeräteträger ist. „Regelmäßiger Sport ist Grundvoraussetzung, dass ich meine Aufgaben in der Wehr erfüllen kann. Sport war schon immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, auch vor dem Unfall. Aber so wie früher geht das nicht mehr. Auch sportlich musste ich mich umorientieren“, erklärt er. In seinem Heimatort gibt es ein Sport- und Gesundheitszentrum. Dort fühlt er sich bestens aufgehoben. „Ich hoffe, dass ich mich mit Hilfe des Sports noch lange für meinen Feuerwehrdienst fit halten kann. Das liegt mir sehr am Herzen“, blickt Holger Lehmann in die Zukunft.

Von der Hanseatischen Feuerwehr-Unfallkasse erhält er eine Verletztenrente einschließlich Mehrleistungen.

„Natürlich habe ich auch schon vor meinem Unfall von der Feuerwehr-Unfallkasse gehört, ‘ne Versicherung eben. Doch nun steht die FUK mir schon seit 23 Jahren zur Seite. Wenn ich bei der FUK anrufe, fragt keiner nach dem Aktenzeichen, mein Name reicht. Egal welches Anliegen ich habe, ich finde immer ein offenes Ohr“, fasst Holger Lehmann zusammen.

Bild: Gabriela Kirstein / HFUK Nord
Normaler Feuerwehralltag: Holger Lehmann und seine Kameraden im Ausbildungsdienst (Bild: Gabriela Kirstein / HFUK Nord)

Ein Aufwärmtraining mit Folgen

Katja Müller | 43 Jahre, Feuerwehrfrau, FF Sonnewalde, Brandenburg

„Der Unfall liegt schon eine Weile zurück“, beginnt die Feuerwehrfrau Katja Müller ihre Schilderung. „Am 23. Mai 2010 bereiteten wir uns auf einen Feuerwehrwettkampf mit dem Aufwärmtraining vor. Ich ging über den Balken, rutschte ab und knickte mit dem Knie um. Zuerst dachte ich noch, dass weiter nichts passiert sei.“ Als dann das Knie sehr schnell anschwoll, veranlasste der Wehrführer, dass Katja Müller in die Notaufnahme gebracht wurde und gab ihr noch den Hinweis mit auf den Weg, dass die Feuerwehr-Unfallkasse zuständig ist.

Bild: Privat

Operation mit anschließender Reha

Im Krankenhaus Lübben ergaben die Untersuchungen, dass das Kreuzband gerissen ist. Es erfolgte eine operative Versorgung mit einer Kreuzbandplastik. Nach einer kurzen stationären Behandlung folgte eine Reha-Maßnahme, ebenfalls im Krankenhaus in Lübben. „Eigentlich sollte die Reha stationär erfolgen. Die Feuerwehr-Unfallkasse ermöglichte mir jedoch, diese ambulant durchzuführen. Ich war zu diesem Zeitpunkt alleinerziehend mit einer fünfjährigen Tochter. Deshalb war ich darüber sehr erleichtert“, berichtet Katja Müller. Der tägliche Hin- und Rücktransport wurde von der FUK Brandenburg organisiert. „Die Reha-Maßnahmen selbst waren optimal auf mich eingestellt“, erklärt die Feuerwehrfrau.

Wie soll es weitergehen?

Nach der Reha sollte nach Absprache mit der FUK eine stufenweise Wiedereingliederung in die berufliche Tätigkeit nach dem sogenannten „Hamburger Modell“ erfolgen. Katja Müller war seit vielen Jahren als Restaurantfachkraft beschäftigt und liebte ihrer Arbeit sehr. Die Wiedereingliederung musste jedoch schon nach kurzer Zeit aufgrund einer unfallunabhängigen Erkrankung unterbrochen werden. Froh darüber, dass diese Maßnahme durch Unterstützung der FUK dann fortgeführt werden konnte, merkte sie bald, dass die Tätigkeit ihren Körper zu sehr forderte. „Schon die erste Stufe der Wiedereingliederung, mit nur 4 Stunden Arbeitszeit, war nur mit Einnahme von Schmerzmitteln zu bewältigen“, schildert Katja Müller. So schnell aufgeben wollte sie nicht und startete einen weiteren Versuch bei einem anderen Arbeitgeber mit etwas leichterer Tätigkeit. Aber auch dieser bescheinigte ihr, dass eine Tätigkeit im Gastgewerbe nicht mehr in Frage komme. Diese Tatsache war für Katja Müller nur schwer zu verkraften. „Da war mir plötzlich bewusst, welche Auswirkungen dieser Unfall für mich hatte. Ich bekam richtig Existenzängste, schließlich hatte ich eine große Verantwortung gegenüber meinem Kind“, erzählt sie von ihren Sorgen. Eine kurze Kontaktaufnahme mit der FUK Brandenburg reichte, und ein Mitarbeiter stand vor ihrer Tür.

Noch einmal neu starten

Gemeinsam wurden die Möglichkeiten für einen beruflichen Neustart ausgelotet. Schnell war die Aufnahme im Berufsförderungswerk in Dresden organisiert. Hier konnte sich Katja Müller in Ruhe und mit professioneller Hilfe in verschiedenen Tätigkeiten ausprobieren. Nach einer gemeinsamen Auswertung mit dem Berufsförderungswerk und der Feuerwehr-Unfallkasse, entschied sich Katja Müller, wenn auch zähneknirschend, für eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Auch wenn dies zunächst nicht ihr Traumjob war, kniete sie sich voll und ganz in diese Ausbildung, schließlich ging es um ihre Zukunft. Finanzielle Einbußen hatte sie zum Glück nicht, denn die FUK gewährte ihr während der Ausbildung das sogenannte Übergangsgeld. Im Rahmen der Ausbildung absolvierte Katja Müller ein Praktikum bei „Pro-Beton“ in Rückersdorf. Obwohl es ihr dort gut gefiel, konnte ihr kein Angebot für eine Übernahme nach der Ausbildung gemacht werden. Ein anderer Arbeitsplatz war auch schon in Aussicht, als dann doch noch ein Anruf von Pro-Beton kam. „Zunächst sollte ich ein Jahr als Disponentin in Vertretung für eine Kollegin im Mutterschutz arbeiten, danach wurde mir eine Übernahme für eine Tätigkeit im Rechnungswesen zugesagt“, freut sich Katja Müller. Und weiter: „Mit meinem vorgeschädigten Knie brauchte ich allerdings eine wechselnde Tätigkeit, denn ich konnte weder den ganzen Tag sitzen noch den ganzen Tag stehen.“ Auch hier konnte die Feuerwehr-Unfallkasse mit einer Bezuschussung für den höhenverstellbaren Schreibtisch schnell Abhilfe schaffen.

Alles hat sich zum Guten gewendet

Heute kann Katja Müller ganz entspannt in die Zukunft blicken. „Es läuft“, wie sie sagt. Ihre Büroarbeit macht ihr mehr Spaß, als sie jemals erwartet hätte. Sie bekommt nach wie vor zweimal die Woche Physiotherapie. Bei ihrem behandelnden Arzt fühlt sie sich bestens aufgehoben. Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Sonnewalde ist Frau Müller weiterhin aktiv, wenn auch nicht mehr so wie früher. „Ich mache das, was mit meiner Verletzung möglich und erträglich ist“, sagt sie. Ein paar kleine Einschränkungen bei der Hausarbeit müssen durch ihren Partner und die Eltern kompensiert werden. Nach der Feuerwehr-Unfallkasse befragt, antwortet sie: „Ich hätte nie gedacht, dass ich von einer Unfallversicherung so viel Unterstützung erhalten würde. Die FUK Brandenburg stand mir immer zur Seite. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich heute bin.“

Ansicht

Marco Böttche, Vorstandsvorsitzender der FUK BB, Amtsdirektor Märkische Schweiz, Bild: J. Rothe

Marco Böttche, Vorstandsvorsitzender der FUK BB, Amtsdirektor Märkische Schweiz (Bild: J. Rothe)

Die Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg, in deren Vorstand ich die Arbeitgeberseite vertrete, ist der zuständige Unfallversicherungsträger für alle öffentlichen Feuerwehren im Land. Das beste Reha-Management beginnt mit der Prävention, das heißt mit Beratung, Überwachung, Unterstützung und ständiger Weiterbildung der nahezu 70.000 Feuerwehrangehörigen – auch unter den derzeit sehr schwierigen Bedingungen.

Wenn doch ein Unfall passiert, ist das Gesamtpaket der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitationsmaßnahmen bestens geeignet, die daraus entstehenden Folgen zu kompensieren, ohne dass die Betroffenen dafür die Kosten tragen müssen. Die Eingliederungsmaßnahmen umfassen bei Notwendigkeit selbst die Integration in einen anderen Arbeitsplatz.

Die Einheit von Prävention und Reha-Management in der Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg gewährleistet somit die Einsatzfähigkeit derer, die unter dem Motto „Retten, Löschen, Bergen, Schützen“ jedem von uns in Notsituationen helfen.

Beim Flächenbrandeinsatz von Scheibenegge erfasst

Daniel Lange | 33 Jahre, Feuerwehrmann, FF Allstedt, Sachsen-Anhalt

„Ende Juli 2019 waren wir im Einsatz bei einem Flächenbrand. Der Mitarbeiter eines landwirtschaftlichen Betriebes zog mit einer Scheibenegge die Brandfurche. Ich stand am Einsatzfahrzeug, um einen Schlauch zu entnehmen, als ich plötzlich von der Scheibenegge erfasst wurde.“ So beginnt Daniel Lange seine Schilderung des Unfalltages. Der Fahrer des Traktors war angetrunken, hatte ihn übersehen oder die Arbeitsbreite der Egge falsch eingeschätzt. Die Kameradinnen und Kameraden seiner Wehr alarmierten sofort den Rettungsdienst und bereiteten schon alles für die Rettung vor. Nachdem der Notarzt ein Schmerzmittel verabreicht hatte, konnte mit Hilfe eines Hebekissens das landwirtschaftliche Gerät angehoben werden.

Bild: FUK Mitte

Mehrere Operationen erforderlich

Mit einem Rettungshubschrauber erfolgte die Einlieferung in das Südharzklinikum in Nordhausen. Ein Trümmerbruch im Oberschenkel, mehrere gebrochene Rückenwirbel sowie eine große Weichteilverletzung mussten in mehreren Operationen versorgt werden. „Ich lag mehrere Tage im künstlichen Koma. Als ich daraus erwachte, dachte ich zunächst, alles wird wieder wie früher werden. Nach und nach merkte ich, dass dies ein Irrtum war. Allein die 9 versteiften Rückenwirbel schränken mich bis heute stark ein“, erzählt Daniel Lange.

Die Reha-Managerin der FUK Mitte, Frau Jana Günzler, hat sofort Kontakt mit der Klinik aufgenommen. „Sie stand mir auch von Anfang an zur Seite.“

Bedrückt schildert er den weiteren Verlauf: „Am schlimmsten während des stationären Aufenthaltes war der Tag, an dem mein Sohn eingeschult wurde. Diesen besonderen Tag nur per Video erleben zu können, hat mich sehr mitgenommen.“ Nach sieben Wochen erfolgte dann endlich die Entlassung nach Hause. Der Muskelaufbau war soweit fortgeschritten, dass das Gehen langsam wieder möglich war.

Medizinische und berufliche Reha

Danach erfolgte die weitere Behandlung im BG-Unfallkrankenhaus „Bergmannstrost“. Zunächst musste die Weichteilverletzung noch einmal stationär behandelt werden. Dem schloss sich eine stationäre Reha-Maßnahme an. Um zwei irreparable Bandscheiben operativ zu entfernen, erfolgte eine weitere stationäre Aufnahme. Auch danach musste noch einmal eine stationäre Reha erfolgen. Das „Bergmannstrost“ war über viele Woche sein Zuhause.

Bild: FUK Mitte
Waren für Daniel Lange eine große Hilfe: v.l.n.r. Christian Wenig (Leiter der Leitstelle Harz), Daniel Lange, Jana Günzler (Reha-Managerin der FUK Mitte) und Kai-Uwe Lohse (Technischer Leiter Eigenbetrieb Rettungsdienst Landkreis Harz)  (Bild: FUK Mitte)

Dann stand die berufliche Reha an. „Ich bin gelernter Koch und hatte dann aber als Schweißer umgeschult. In beiden Berufen kann ich mit meiner Verletzung nicht mehr arbeiten“, erläutert Daniel Lange. Mit Unterstützung der Reha-Managerin und nach unterstützender Vermittlung durch den Vorsitzenden des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt, Herrn Kai-Uwe Lohse, gelang die berufliche Neuorientierung mit einem einjährigen Praktikum in der Rettungsleitstelle Halberstadt. Innerhalb dieses Praktikums sollte dann die Ausbildung zum Leitstellen-Disponenten erfolgen. Diese ist nunmehr fast abgeschlossen. Aktuell steht die schulische Ausbildung an der für die Ausbildung zum Leitstellendisponenten spezialisierten Feuerwehrschule in Sachsen an. „Diese Tätigkeit macht mir viel Spaß, es fehlt nur noch eine Festeinstellung“, erzählt der Feuerwehrmann hoffnungsvoll.

Ein langer, schwerer Weg

Eine OP muss noch ausgestanden werden, um einen Fixateur zu entfernen. Dann wird sich zeigen, inwieweit der aktive Feuerwehrdienst möglich sein wird. „Mein Ziel ist es, wieder als Atemschutzgeräteträger Einsätze mitzufahren. Durch die Corona-Pandemie ist ein enger Kontakt zu den Kameradinnen und Kameraden meiner Wehr derzeit leider nicht möglich. Dennoch waren auch sie die ganze Zeit für mich da und haben mir den Rücken gestärkt“, berichtet Daniel Lange.

Um wieder auf die Beine zu kommen, hat Daniel Lange von vielen Seiten professionelle Hilfe erhalten. Die Feuerwehr-Unfallkasse trug wesentlich dazu bei. „Ich weiß nicht, ob es ohne finanzielle Absicherung der FUK möglich gewesen wäre, dass wir unser Haus behalten können. Aber auch die überaus gute Betreuung durch die FUK Mitte kann ich nur loben. Seit meinem Unfalltag wurde ein enger Kontakt mit mir und meiner Familie gehalten. Mir wurde immer Hilfe angeboten und das waren keine leeren Versprechungen, es wurde immer Wort gehalten. Ich kann wieder positiv in die Zukunft blicken“, resümiert er.