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Praxistipps und wissenschaftlicher Hintergrund für die Arbeitsmedizinische Bewertung

Belastung und Belastbarkeit von Atemschutzgeräteträgern

Praxisnah wurde den Ärzten das Tätigkeitsprofil der Feuerwehrleute nahegebracht. | © Foto: FUK Mitte
Praxisnah wurde den Ärzten das Tätigkeitsprofil der Feuerwehrleute nahegebracht. | © Foto: FUK Mitte

Die Notwendigkeit, eine Fortbildung für Arbeits- und Betriebsmediziner sowie ermächtigte Ärzte anzubieten, ergab sich aus der 2015 durchgeführten Online-Befragung über die arbeitsmedizinische Versorgung im Geschäftsbereich der Feuerwehr-Unfallkasse Mitte (FUK Mitte). Ein Ergebnis der Auswertung war es, eine Informations- und Diskussionsplattform für Ärzte zu schaffen. Diese fand im Land Thüringen am 13. April 2016 im Amt für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz in Erfurt statt. Insgesamt folgten 27 Ärzte der Einladung von Berufsfeuerwehr Erfurt und FUK Mitte. Im Rahmen einer Kooperation gaben die Institutionen den Teilnehmern einen Einblick in das umfangreiche Tätigkeitsfeld „Feuerwehr“. Eine Sensibilisierung der Teilnehmenden erfolgte auf dem aktuellen Stand der Forschung und wurde praxisnah vermittelt. Dr. med. Frank Heblich, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, ermutigte die Teilnehmenden, die Feuerwehrangehörigen bei der Untersuchung ganzheitlich anzuschauen. Eine Ergometrie ausschließlich gemäß des berufsgenossenschaftlichen Grundsatzes 26 (Atemschutz) durchzuführen und sich allein auf einen Zahlenwert für Physical Working Capacity (PWC) oder Body-Mass-Index (BMI) zu berufen, reiche oftmals nicht aus, um die Eignung der Probanden für die Tätigkeit als Atemschutzgeräteträger angemessen beurteilen zu können. Über weitere Themen wie Ergometrieformen, Testmethoden, Rechtsgrundlagen, körperliche Fitness, persönliche Schutzausrüstung und feuerwehrtypische Tätigkeiten informierten Ing. Kerstin Lämmerhirt M.Sc. als Aufsichtsperson und Dipl.-Sportwissenschaftler Christian Wunder als Fachkraft für gesundheitliche Prävention (beide FUK Mitte) sowie Dipl.-Sportlehrer Helmar Gröbel (Gröbel Vital-Management) und BARThomas Heinze (BF Erfurt). Um die Wirkung der belastenden Faktoren im Einsatz zu verdeutlichen, erhielten alle Teilnehmenden die Möglichkeit, diese selbst einmal zu erleben. Vier Kameraden der Berufsfeuerwehr Erfurt führten die Wirkung der Schutzkleidung im Feststoffbrandcontainer vor. Unter dem Einsatz einer Wärmebildkamera bekamen die Ärzte und Mediziner eine Vorstellung über die vorherrschende Hitze, die auf Feuerwehrleute wirkt. Persönliche Erfahrungen durften die Ärzte auf der Endlosleiter und in der Atemschutzübungsstrecke sammeln. Freiwillige konnten sich in Einsatzkleidung – allerdings unter erleichterten Bedingungen ohne Pressluftatmer (PA) und im Hellen – von der Enge, der Kniebelastung beim Kriechen, dem Gewicht und der Unhandlichkeit eines zu transportierenden Dummies auf der Kriechstrecke überzeugen. Die Ärzte bekamen somit ein Gefühl für den Hitzestau unter der Kleidung sowie das Gewicht des Helms bei längerer Tragedauer. Dem Ziel, den untersuchenden Ärzten einen Einblick in das Tätigkeitsprofil der Feuerwehrangehörigen zu vermitteln, sind die Beteiligten ein gutes Stück näher gekommen.

Das gleiche Seminar ist für Sachsen-Anhalt am 24. August 2016 am Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge geplant. Die Landesärztekammer Sachsen-Anhalt und die FUK Mitte werden die Ärzte darüber zeitnah informieren.